Jaja, das Bild sagt schon vieles…aber alles der Reihe nach:
Gestern habe ich ja bereits über Knallen und unruhigen Motorenlauf berichtet. Am selben Abend noch kontaktierte ich den TCS und meldete mein Problem. Wenige Minuten später rief mich ein Automechaniker vom TCS an. Die haben extra einen Mech aufgetrieben, der selber Oldtimer fährt. Wie es sich herausstellte, war er sogar ebenfalls mal in Schweden mit einem alten VW-Bus der nicht mehr weiter wollte.
Per Ferndiagnose konnte er nicht viel machen, aber nach meinen Beschreibungen hin war die Gefahr für ernsthafte Folgeschäden am Motor zu gross, er wollte uns so nicht weiterfahren lassen. Daraufhin organisierte der TCS einen Abschleppdienst für den nächsten Morgen.
So, wir standen also um 7:00 auf, checkten aus dem Camping aus und fuhren auf den grossen öffentlichen Parkplatz des Campings. Um 8:00 war der vereinbarte Termin, wenige Minuten später stand auch schon der Abschlepplaster des schwedischen Pannendienstes neben uns. Auch dieser Herr war sehr nett und befürchtete nach kurzem Hinhören ebenfalls gröberes. Es könnte bei einem Zylinder die Ventile verbrannt sein, und/oder Benzin verbrennt nicht ganz, gelangt in den Auspuff und verpufft dort, was im schlimmsten Falle irgendwo ein Loch explodieren lassen könnte.
Also Van aufladen und geeignete Garage finden. Er wollte uns nicht in eine grosse, offizielle Chevrolet Garage bringen, weil die da erstens nur noch an Kias, Daewoos und sonstigem rumschrauben und von älteren Autos sowieso keine Ahnung mehr hätten. Deshalb brachte er uns zu einer kleinen 2-Mann Garage (1 Chef + 1 Lehrling). Seine Autos bringe er auch immer dort hin. Wir müssten einfach bis 9:00 warten, vorher ist sein Kollege nicht da.
„Alle Marken, alle Preisklassen“ lautet die einzige Werbung der Garage…
Der Lehrling erschien pünktlich um 9:00, hatte jedoch keinen Schlüssel und musste mit uns auf den Boss warten. Knapp 20min später erschien der dann auch. Der Typ vom Abschleppdienst hatte ihn schon informiert, die Suche nach dem Problem konnte beginnen.
Wir standen von 9:30 – 13:30 in der Garage. Die beiden waren echt nett, ich wurde in keiner anderen (in)offiziellen Markengarage jemals so gut beraten und bedient (gab sogar Kaffee). Die Garage ist klein und ein wenig schmutzig, an den Wänden hängen alte Pinup-Kalender und irgend ein Kampfhund-Mischling bewacht das Ganze. So gefällt mir das. Und die Beiden packen an, fluchen über die versteckte Bauweise des Motors im Van und der Boss gibt mir Tipps am Laufmeter.
Kerzen, Zündkabel und Zündverteiler wurden ausgewechselt (die Teile ausser den Kabeln wurden in weniger als 20min geliefert. Die Kabel konnte er nicht auftreiben, deshalb nahm er einfach die von einem anderen alten US-Car, den er gerade am Restaurieren war…!), dann wurde die Zündung noch neu eingestellt.
Der Motor lief nun schon viel ruhiger, aber es knallte immernoch. Dann klemmte er mal die Luftzufuhr von der Luftpumpe zum Abgas ab und siehe da, kein Knallen mehr.
Wegen den strengen Umweltauflagen in Kalifornien wurde damals einfach eine Luftpumpe eingebaut, die frische Luft in die Abgase mischte. Das Resultat: bessere Abgaswerte. Da in der Schweiz für Autos mit Jahrgang 73 keine Abgastests mehr gemacht werden müssen, kann ich mir das sparen. Er klemmte also die Luftzufuhr ab und erklärte mir, wie ich dann zurück in der Schweiz die gesamte Pumpe mit allem drumherum entfernen solle („it’s not needed, it just takes power from the engine … remove that whole shit…“)
Ok, removen wir das…
Weitere Tipps vom Boss:
- Kein Synthetisches 10W-40 verwenden (zu teuer, Vebrauch zu hoch)
- Luftfilter wechseln
- Ölwechsel
- Antriebskette / Timing Chain prüfen (sei zu locker, irgend so was)
- Danach Timing neu einstellen
Ich habe zuhause also noch viel zu tun…
Viel gelernt habe ich auch!
Nach erfolgter Testfahrt (zum Bankomat, Karten nimmt er nicht 😉 ) konnten wir endlich abreisen. Zuerst noch in einen Riesencoop Futter für Unterwegs und Souvernirs einkaufen, dann aber los.
Wir fuhren die ganze Nacht durch. Geplant war ja eigentlich eine Übernachtung auf einem Camping in Hannover. Aber durch die Verspätung hätte es sowieso nicht mehr gereicht fürs Einchecken, also entschieden wir uns abwechselnd zu Fahren und zu Schlafen.
Bei Kassel sind wir schön nach TOMTOM nicht nach Basel (Frankfurt, Mannheim), sondern östlich nach Fulda, Würzburg Stuttgart abgebogen. Also nicht nach unserer geplanten Route, aber die Baustellen auf der anderen Seite musste ich auch nicht unbedingt nochmal erleben.
Irgendwo vor oder nach Stuttgart gerieten wir in den morgendlichen deutschen Berufsverkehr. Oh mein Gott…Nach den Staus bei der Nordfahrt nun DAS bei der Südfahrt. Ich freue mich nun wieder richtig auf die autofreien schweizer Autobahnen morgens um 7:00 😉 und klebe mir ein „I Love Gubrist“-Sticker aufs Heck.
Am Zoll überlegen sich die beiden Beamten noch kurz, ob Elch-Fleisch eingeführt werden darf und winken uns dann „en Guete“-wünschend durch.
Nach dem ersten Kilometer auf CH-Strassen stellen wir verblüfft fest: Es sind gar nicht unsere Stossdämpfer die am Arsch sind, sondern die Strassen im Ausland 😉
Jetzt geht es erst mal nach Hause. Van auspacken, umpacken, waschen, putzen, usw.
Die Reise ist vorbei, 8000km mit einem 37-jährigen Amischiff. Wir können es noch gar nicht fassen, so schnell ging die Zeit vorbei. In den vergangenen 3 Wochen haben wir jeden Tag soviel erlebt, das muss sich alles erst einmal setzen.
Wir werden uns sehr gerne an alle kleinen und grossen Geschehnisse auf der Reise zurück erinnern. Während der Reise haben wir soviele schöne Orte gesehen, denen wir aufgrund unserer engen Zeitplanung leider nicht viel mehr Aufmerksamkeit widmen konnten.
Fazit: Wir waren nicht zum letzten Mal in Skandinavien!
Heihei
Schön siter wider do! De Blog isch mega cool worde, ha zwar aus ufs Mou gläse, aber äbe… Danke vüumou für d’Charte, ha wie immer keis Wort verstange, aber: who cares! Fröie mi uf öii Gschichte
Bis gli
Micha
Eine Reisen in einem 37 Jahre alten Amischiff! Da zeigt sich mal, wie Langstreckentauglich das alte Amieisen ist!Laß Dich durch spitzfindige Anmerkungen im Vanforum nicht entmutigen, lerne Deine Amischiff weiter kennen, die Technik ist leichter als man denkt!
Gruß aus Norddeutschland!